BDL | 30.09.2025
Ohne Entlastungen drohen weitere Einschnitte bei internationaler Anbindung der Wirtschaftsstandorte /
BDL-Präsident Bischof: „Gut, dass der Kanzler das Thema zur Chefsache macht“
Aus Anlass der zweitägigen Kabinettsklausur hat die deutsche Luftverkehrswirtschaft die schwarz-rote Bundesregierung zur Umsetzung des Koalitionsvertrages aufgerufen. Ohne die zugesagten Entlastungen für den angeschlagenen Luftverkehrsstandort Deutschland drohen weitere Einschnitte bei der internationalen Anbindung der Wirtschaftsstandorte.
„Deutsche und internationale Airlines schauen sich genau an, wo es sich noch lohnt zu fliegen: In Bremen, Dresden, Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Münster/Osnabrück, Nürnberg, Stuttgart – überall stehen Flüge auf der Kippe“, betonte Jens Bischof, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) in einem soeben erschienenen Interview mit der „WELT“.
Betroffen von möglichen weiteren Einschnitten bei der Konnektivität sind die Zentren des deutschen Mittelstands, des Maschinenbaus und der Tech-Industrie. „Diese Unternehmen brauchen schnelle Verbindungen in die Welt, die bislang über Zubringerflüge zu den internationalen Drehkreuzen Frankfurt und München sichergestellt werden. All diesen Regionen droht die Abkoppelung vom globalen Luftverkehr“, sagte Bischof.
Bundeskanzler Friedrich März hatte in der Generaldebatte zum Haushalt 2026 am vergangenen Mittwoch im Bundestag die Notwendigkeit von Entlastungen für den Luftverkehrsstandort Deutschland betont, damit dieser wieder international wettbewerbsfähig wird. „Es ist gut, dass der Kanzler das Thema zur Chefsache macht“, sagte BDL-Präsident Bischof. „Denn von Entlastungen haben wir bislang noch nichts zu spüren bekommen.“
Bei der zweitätigen Kabinettsklausur steht die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Mittelpunkt.
Steuern und Gebühren für Flüge ab Deutschland seit 2019 um über 100 Prozent gestiegen
Die Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren massiv verschlechtert. Steuern und Gebühren für Flüge ab Deutschland sind seit 2019 um teilweise mehr als 100 Prozent gestiegen und liegen mit 35 Euro pro Passagier für eine innerdeutsche oder -europäische Flugstrecke höher als irgendwo sonst in Europa. Das ist zum Beispiel sieben Mal mehr als in Spanien. Daher ziehen Airlines zunehmend Flugzeuge aus Deutschland ab und verlagern diese an attraktivere Standorte. „Geld verdienen Airlines derzeit vor allem außerhalb Deutschlands. Da boomt die Luftfahrt“, betonte Bischof.
Diese Entwicklung wirkt sich nicht nur negativ auf die Luftverkehrswirtschaft aus, sondern auf das gesamte Ökosystem Tourismus und die Anbindung des Wirtschaftsstandortes. So haben Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten, ihre globalen Märkte zu erreichen – außerdem kommen mangels Flugverbindungen weniger Gäste ins Land. „Wenn Verbindungen verschwinden, brechen ganze Wertschöpfungsketten weg“, unterstrich BDL-Präsident Bischof. „Für eine Wirtschaftsnation ist das eine fatale Entwicklung.“
Die deutsche Luftverkehrswirtschaft beziffert die Höhe der nötigen Entlastungen bei den staatlichen Standortkosten auf zwei Milliarden Euro jährlich. Das entspricht in etwa einer Halbierung der Belastungen durch Luftverkehrsteuer und hoheitliche Aufgaben wie Flugsicherung und Sicherheitskontrolle.
Die durch neues Wachstum möglichen Wertschöpfungszuwächse in Luftverkehrswirtschaft, Hotellerie, Gastronomie, Messewirtschaft und vielen anderen verbundenen Branchen übersteigen den Aufwand um ein Vielfaches. „Die Bundesregierung könnte die Luftverkehrsteuer komplett streichen – und würde am Ende mit Plus daraus hervorgehen“, hob Bischof abschließend hervor.
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